Sicherung der Lieferkette bei der Zusammenarbeit mit EMS Anbieter für Auftragsfertigung von Elektronik

28.10.2022Przemysław Prolejko

Derzeitige Situation auf dem Komponentenmarkt, die aus der komplizierten geopolitischen Situation, Unterbrechungen der globalen Lieferketten, steigenden Transportkosten und Folgen der COVID-19-Pandemie resultiert, führt zu Problemen bei der Materialverfügbarkeit und veranlasst die OEM, Entscheidungen zu treffen, die es ihnen ermöglichen, ihren Bedarf und Nachfrage über einen viel längeren Zeitraum, oft sogar über 2-3 Jahre, zu sichern. So versuchen sie, Engpässe bei der Ausführung von Kundenaufträgen zu vermeiden.


Bezugsquellen für EMS-Anbieter für Auftragsfertigung von Elektronik


Elektronikhersteller, darunter diese, die Auftragsfertigung von Elektronik bieten, nutzen im Allgemeinen drei Bezugsquellen:

Autorisierte Katalog-Lieferanten

Es sind autorisierte Quellen, bei denen die Materialien in der Regel sofort erhältlich sind.

Mit ihnen ist es möglich, Ad-hoc-Käufe mit einer Lieferfrist von wenigen Tagen zu tätigen oder, wenn bestimmte Materialien nicht verfügbar sind, Komponenten mit einer längeren Lieferfrist (vom Lieferanten angegeben) von bis zu mehreren Monaten in angegebenen Mengen zu bestellen. Allerdings gibt es dabei keine Möglichkeit, Preise zu registrieren.

Deswegen ist es eine gute Lösung für den Kauf kleinerer Mengen von Materialien oder für Ad-hoc-Käufe, insbesondere für generische Komponenten. Oder sollte man vielleicht sagen: Es wäre eine gute Lösung, aber die Nachfrage übersteigt schon seit langem stark das Angebot.

Autorisierte Lieferanten

Es handelt sich dabei auch um autorisierte Quellen, die insbesondere (aber nicht ausschließlich) für den Kauf von teuren Bauteilen und integrierten Schaltkreisen genutzt werden. Ihr Vertriebsmodell ist jedoch in erster Linie auf Käufe mit höherem Wert ausgerichtet.

Auch hier handelt es sich um Händler von elektronischen Materialien, die sich aber an eine andere Art des Verkaufs spezialisiert haben: Normalerweise besitzen sie Lager, die aber eher dazu dienen, für einen bestimmten Kundenauftrag angelieferte Materialien zu lagern, die vor dem Abholtermin geliefert wurden. Bei der Zusammenarbeit mit Lieferanten dieser Art kann der OEM in erster Linie Preise registrieren, was bei der Zusammenarbeit mit einem Katalog-Lieferanten nicht möglich ist.

Bei diesen Anbietern gibt es eine vom Hersteller festgelegte Lead Time. Aufgrund der oben beschriebenen Schwierigkeiten hat sich die Lead Time jedoch beträchtlich verlängert und beträgt nun – je nach sog. Line Card – etwa 70-90 Wochen für integrierte Schaltkreis, im Vergleich zu 20-30 Wochen vor der Pandemie. All dies ist auch darauf zurückzuführen, dass die Nachfrage das Angebot bei weitem übersteigt, so dass die Hersteller mit den Aufträgen nicht Schritt halten können. Das wiederum bedeutet, dass sich die Lead Time weiter verlängern wird.

Natürlich ist es auch möglich, Materialien direkt beim Hersteller zu bestellen. Allerdings sind das in der Regel wirklich große Aufträge, weshalb nur große Marktspieler wie Samsung, Sony oder Apple von dieser Möglichkeit Gebrauch machen.

Broker-Quellen

Es sind nicht autorisierte Quellen, d. h. Vermittler oder Händler, die Materialien kaufen und weiterverkaufen, in der Regel gegen eine Anzahlung.

In solchen Fällen gibt es jedoch keine Garantie, und es besteht ein reales Risiko, dass es sich bei den angebotenen Bauteilen um Fälschungen handelt (sog. Counterfeit Components). Auf dem heutigen Markt werden jedoch aufgrund der hohen Nachfrage oft horrende Preise von bis zu 100 EUR für ein Bauteil verlangt, das früher 3 bis 4 EUR kostete.

 

Hauptrisiken, die OEMs dazu zwingen, ihre Lieferkette zu sichern

Das Hauptproblem bei der Beschaffung von Materialien, die für die Auftragsfertigung von Elektronik benötigt werden, ist die Volatilität der Märkte, die zu Schwierigkeiten bei der Verfügbarkeit von Bauteilen und manchmal zu drastischen Preissteigerungen führt.

Zu den Problemen mit der Verfügbarkeit von Komponenten kommen noch weitere hinzu:

  • Steigende Transportpreise aufgrund steigender Kraftstoffpreise und unterbrochener Lieferketten sowie einer komplizierten geopolitischen Lage.
  • Grenzschließungen im Zusammenhang mit der langsamen Erholung einiger Länder von der Pandemie und Chinas Null-COVID-Politik, die die Weltwirtschaft eingefroren und weitgehend zu Verzögerungen bei der Auftragserfüllung geführt hat.
  • Stromausfälle in China und damit verbundene Ausfallzeiten in der chinesischen Elektronikfertigung.
  • Gesetzliche Änderungen als Resultat der angespannten geopolitischen Lage sowie der post-pandemischen Vorsicht vieler Länder, die y. B. ständig Quarantäne für Materialien verhängen, was wiederum die Lieferzeiten erheblich verlängern kann.

 

Minimierung der mit Problemen in der Lieferkette verbundenen Risiken

In einer Situation allgemein instabiler Märkte und Lieferketten ist es natürlich wichtig, sich auf stabile, erfahrene Partner zu verlassen, um die Chancen einer pünktlichen Lieferung zu erhöhen.

Aus diesem Grund ist es ratsam, Anbieter von Elektronikfertigung zu wählen, die nicht nur wissen, wie man mit schwierigen Krisensituationen umgeht und gut organisiert sind, sondern auch über Systeme verfügen, die an die unterschiedlichen Bedingungen angepasst sind. Solche Elektronikfertigung-Anbieter haben in der Regel Zugang zu einem größeren Netzwerk von Lieferanten, darunter zu bewährten Brokern, und sind mit der Marktsituation vertraut.

Darüber hinaus kann die Zusammenarbeit mit einem größeren, finanziell stabilen Elektronikfertigung-Anbieter, der in der Lage ist, finanzielle Schocks abzufedern, dazu beitragen, die Lieferkette von Materialien der OEMs zu sichern.

Die COVID-19-Pandemie hat uns deutlich gezeigt, dass Lieferanten einfach finanziell stabil sein müssen, da nur dann ist das Risiko von Zahlungsproblemen und Konkursgehen geringer. Das bedeutet, dass ein solider EMS für Auftragsfertigung von Elektronik seine Werke nicht plötzlich schließt und seine Kunden mit unerfüllten Verträgen und ohne Produkte bleiben lässt, von denen ihre Liquidität abhängt.

Verlegung der Produktion näher an den Endmarkt ist ebenfalls von Bedeutung. Es erleichtert die Kommunikation zwischen OEM und EMS da es kein Problem des Zeitunterschieds zwischen den Ländern/Kontinenten gibt, lässt Zollgebühren und hohe Transportkosten vermeiden und vereinfacht das Krisenmanagement.

Alternativ könnte man in Erwägung ziehen, die Montage an zwei unabhängige EMS-Anbieter im Auftrag des EMS auszulagern (sog. Dual Sourcing) um sich so gegen mögliche Risiken abzusichern. Es ist jedoch eine Option für größere Unternehmen mit ausreichenden finanziellen Mitteln und einem erheblichen Produktionsvolumen, nicht für geeignet für Start-ups oder kleine Unternehmen.

Es ist auch wichtig, sich Materialien vor der Lead Time zu sichern, insbesondere bei Komponenten mit langen Lieferzeiten oder solchen, die schwer zu beschaffen sind (sogar 2-3 Jahre erfordern), d.h. Bestellungen weit im Voraus aufzugeben, da die meisten Händler nach dem Prinzip der Auftragswarteschlange arbeiten, insbesondere bei zugewiesenen Produkten. Besonders wichtig ist es bei Zuweisung von Materialien durch den Hersteller, was inzwischen häufig vorkommt (auch hier übersteigt die Nachfrage bei weitem das Angebot) – der Platz in der Warteschlange kann extrem wichtig sein.


Fazit

Sowohl für OEM als auch für EMS-Anbieter ist das Risiko einer Unterbrechung der Lieferkette eine reale Bedrohung, insbesondere in letzter Zeit. Daher ist es für die Gewährleistung eines angemessenen Niveaus an Produktivität, Zuverlässigkeit und pünktlicher Lieferung sehr wichtig, inwieweit die OEM in der Lage sind, ihre Nachfrage vorauszuplanen oder zumindest kritische elektronische Komponenten zu sichern.

Deshalb ist es unentbehrlich, mit einem vertrauten EMS-Unternehmen zusammenzuarbeiten. So kann man ein breites Spektrum scheinbar schwieriger Aufgaben in die Hände eines erfahrenen Partners legen und ihm mehr Freiraum für die Bewältigung einer unbeständigen Marktsituation geben. Bei der Auswahl des EMS-Anbieters soll man auf erfahrene und engagierte Unternehmen setzen, da nur ein solcher Partner die Sicherheit bieten kann, qualitativ hochwertige Produkte innerhalb des vereinbarten Zeitraums zu liefern.
 

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